Tanz ist Bewegung in Zeit & Raum. Konzepte zum Tangotanz
Nicole Nau & Luis Pereyra im Seminar
„Wir tanzen und vertreten einen Tango, den es in Buenos Aires noch bis vor 25 Jahren gab! Einen klassischen Tango, pur, ohne Einflüsse durch Tangoboom oder Globalisation. Den Tanz der Porteños“, so öffnen Nicole Nau & Luis Pereyra ihren Unterricht. Um genau diesen Tango Puro Argentino geht es in ihrem Unterricht. Ein außergewöhnliches Erlebnis.
Eine Teilnehmerin schreibt: Liebe Nicole, ich bin gerade dabei unseren Workshop in Gedanken nochmal Revue passieren zu lassen.
Und stelle dabei fest,welch große Mengen an Informationen und Übungen Du hinein gepackt hast,und dass mit einer Leichtigkeit und auf eine herzliche, aber sehr professionellen Art und Weise, dass ich noch im Nachhinein sehr fasziniert bin!! Dein Tangotanz ist wie die Tanztechnik die Du uns gezeigt hast, fließend und spielerisch. Und das ist sehr angenehm,gleichzeitig merkt man hinterher, dass man richtig gearbeitet hat!!! Bei mir sind an diesem WE nochmal haufenweise die Groschen gefallen, auch nach so vielen Jahren Tangotanzen…Führen und Folgen sind plötzlich keine verschiedenen Positionen mehr, beides vermischt sich und wird zu einem! Danke! Sei nochmal ganz herzlich gedrückt!
Beinarbeit – Las Piernas
Das Besondere ist die aufregende Beinarbeit. Gar nicht einmal so sehr die Umarmung, wie oft behauptet wird, die gibt es in vielen Paartänzen. Da man sich im Tango Argentino aber nicht im Partner „spiegelt“ sind die Bewegungen von Mann und Frau zwar gleichwertig, aber nicht gleichartig. Mann und Frau haben ganz eigene Abläufe. Wie Zahnräder greifen die eigenen Beine in den des Partners ein. Dieses Tanzen in den Beinraum des Anderen ist einzigartig. Das unterscheidet den wahren Tango Argentino von allen anderen Tänzen dieser Welt.
Umarmung – El Abrazo
Eng umarmt zu tanzen ist immer sinnlich. Doch dies ist nicht die eigentliche Bedeutung der Umarmung. Vielmehr spielt eine Rolle wirklich im Kontakt zu sein mit dem Partner, über Raum und Impulse jede Bewegung und Zeit (Musik) zu führen und zu fühlen. Sie verbindet das Paar wahrhaftig, nicht in einem äußeren Rahmen, sondern ermöglicht einen lebendigen Dialog der Beine und ein ehrliches Beieinander sein. Es ist wichtig, über die Umarmung die Bewegung der Beine des Anderen zu spüren, jedes Aufsetzen, welches Bein belastet, welches sich befreit. Nicht nur sich selbst, sondern vor allen Dingen den Partner muss man wahrnehmen können, seinen Tanz, ihren Tanz. Dieser noch unberührte Tanz, der ganz dem Volk gehört, hat klare Regeln: Der Mann führt, sie interpretiert die Führung. Keinesfalls folgt sie. Der Tanz ist improvisiert, durch Führungsimpulse produziert der Mann eigenen Kombinationen für das Paar. Es gibt keine festen Figuren sondern 9 Elemente die unendlich untereinander kombiniert werden können. Die Basis des Tanzes ist das natürliche “Gehen” das Caminar. Sogar in den komplexen Figuren bleibt die Natürlichkeit des natürlichen Gehens erhalten. Also gar nicht so schwer. Wenn man sich intensiv mit dem Thema beschäftigt, dann erkennt man, dass jedes Element in jedem Moment aus diesem Gehen entsteht, sich natürlich der Logik des Gewichtswechsels von links nach rechts und umgekehrt entsprechend entwickelt und wieder im Gehen endet. Der Tanz ist nicht symmetrisch, denn die Umarmung ist es nicht. Auf natürliche Weise ist das Paar nach links geöffnet, in Richtung Tanzrichtung. Die Grundbewegung des Paares ist links herum, was aber nicht bedeutet, dass sich Bewegungen nach rechts nicht gestalten können, wie zum Beispiel der Contra Giro.
Raum , Zeit & Bewegung
Moment mal, da bewegt sich etwas, und dem fehlt Bewegung? Ja, genau so ist es. Wenn Dinge transportiert werden, dann werden sie zwar bewegt von a nach b, sind aber keinesfalls in Bewegung. Wenn Raum durchschritten wird, dann wird er vor sich hergeschoben, aber keinesfalls bewegt. Bewegung ist also nicht automatisch Tanz. Tanze ich? Oder bewege ich mich nur? Wirklich an das Gefühl Tanz zu kommen, ist einer der zentralen Aspekte in unserem Unterricht. Präsent und trotzdem leicht, energiegeladen aber ohne Kraft. Das „leicht sein“ im Tanz und der Bewegung ist ein vollkommen anderes als das „leicht sein“ körperlich. Man kann den Körper nicht raushalten aus dem Tanz, man muss ihn viel mehr hingeben in die Bewegung und den gemeinsamen Kontakt. Der Körper braucht, um in Kontakt zu sein, deshalb eine gewisse Schwere. Was es dann wiederum leicht macht, ist dieses die Bewegung, im Paartanz in gemeinsamer Verbindung, zu impulsieren, und so in einem gemeinsamen Gleiten zu fließen. Die Kraft, die man aufwendet, miteinander, in diesem gemeinsamen wechselseitigen Kontakt, diesem „apoyo mutuo de los cuerpos“, ist zwar extrem Energiegeladen, ja sogar von sportlichem Charakter, hat jedoch nichts mit Kraft an sich, also Kilos oder gar Schwere zu tun.
Die Elemente
- Caminar – Das Gehen
- Trabada – etwas festklemmen. Der „Paso Básico“ arbeitet mit der Trabada
- Ocho – das wichtigste Bewegungselement für die Dame. Die “Acht”. Vor- & Rückwärts
- Giro – Drehung, also links herum
- Contragiro – Gegendrehung, also rechts herum
- Gancho – Beinhaken
- Voleo – “al voleo” wenn man etwas im Vorbeigehen macht
- Sacada – sacar, wegnehmen
- Llevada de pie – Fußführer